Atme. Fühle. Lasse los.
Die Vorwärtsbeuge, egal ob im Stehen oder im Sitzen, ist fester Bestandteil meiner Yoga Stunden.
Gerade für uns Reiter ist diese Haltung darum so wertvoll, weil sie ganz wunderbar deine Beinrückseiten dehnt und du dadurch lange Beine im Sattel bekommst. Gestreckte und gedehnte Beine helfen dir zu einem besseren Reitersitz, deine Schenkelhilfen sind gezielter und dein Sitz verbessert sich, weil auch deine Hüfte gedehnt wird.
Regelmäßiges ausführen dieser Haltung verbessert deine Körperhaltung und bringt Flexibilität in deine Wirbelsäule und in dein Becken.
Kopf und Nacken sind hierbei entspannt, der Kopf hängt und dein Kinn sinkt Richtung Brustbein, um den Nacken zu strecken. Dein Blick geht Richtung deiner Knie.
Da sich dein Kopf in dieser Asana unterhalb deines Herzens befindet, kann frisches, sauerstoffreiches Blut in dein Gehirn fließen, was verjüngend und revitalisierend wirkt.
Deine geraden Bauchmuskeln beugen deinen Rumpf, deine Adduktoren ziehen deine Oberschenkel zur Körpermitte, dein Rücken streckt sich, deine Beine werden gedehnt. Deine Schultern sinken nach unten, Verspannungen im Nacken- Schulter- und Rückenbereich lösen sich. Deine Bizepse beugen deine Ellenbogen. Oberschenkel und Knie kräftigen sich, deine Wirbelsäule wird flexibel. Deine Gesäßmuskulatur, Waden, Oberschenkel und deine Hüften werden gedehnt. Lenden- und Darmbeinmuskel, Kammmuskel und deine gerade Oberschenkelmuskulatur beugen deine Hüfte und kippen dein Becken leicht nach vorne.
Genügend Gründe für uns Reiter, öfter mal in dieser Haltung anzukommen ;-)
Auch im täglichen Umgang und beim Reiten sind wir leider viel zu oft dem Leistungsdruck unserer heutigen Gesellschaft ausgesetzt.
Höher, schneller, weiter und noch mehr- anstatt LANGSAMER, BEWUSSTER und ACHTSAMER.
Pferde leben im Hier und Jetzt. Kein Gestern. Kein Morgen. Nur das Jetzt.
Die Vorwärtsbeuge lässt dich genau dieses jetzt deutlich fühlen.
Diese Haltung beruhigt deinen Geist und du lernst, geduldig zu werden. Den Moment wahrzunehmen und dich hinzugeben.
Schnelleres atmen, hektisch werden oder ständig darüber nachdenken, wie lange diese Haltung noch gehalten wird, bringt dich weder tiefer in diese Haltung hinein, noch bringt sie weitere Vorteile. Alles was passiert: du verspannst.
Gib dir Zeit. Yoga ist Tagesformabhängig, kein Tag ist wie der andere und nichts geht von heute auf morgen.
Mehr ziehen und mehr Druck ist kontraproduktiv und schadet mehr, als dass es dir nützt. Alles hat seine Zeit- und alles braucht seine Zeit ;-)
Und auch im Umgang mit Pferden hilft uns Druck nachhaltig nicht weiter. Auch hier ist es das Loslassen, was uns voranbringt.
Ruhiges und tiefes atmen helfen dir in dieser Asana anzukommen.
Mit deiner Einatmung streckst du deinen Rücken, willst gefühlt deine Stirn zwischen deine Füße legen, dazu darf dein Rücken lang sein.
Mit deiner Ausatmung sinkt dein Oberkörper Millimeterweise weiter an deine Beine heran. Lasse los.
Je entspannter und bewusster du einatmest, je mehr kannst du ausatmend loslassen und entspannen.
Allen Druck rausnehmen und mit deinem Atem in die Haltung hinein sinken. Fühlen, wir du dich mit deinem Atem verbindest und die Haltung leichter wird.
In dieser Dehnungshaltung wird gut spürbar, dass deine Atmung der Schlüssel im Yoga ist. Und nicht nur hier, sondern auch im täglichen Umgang mit deinem Pferd, hilft dir bewusstes atmen weiter. Probiere es aus ;-)
Die Haltung hilft dir, geduldig zu werden- deinen Atem fließen zu lassen.
Geschehen lassen. Den Augenblick anzunehmen, so wie er wirklich ist. Ganz unverfälscht, ganz ehrlich.
Wie ein Spiegel in den du schaust, (den dir auch dein Pferd jederzeit zeigt) darfst du annehmen, was wirklich ist.
Und genau diese wunderbare geistige Wirkung lehrt dich dein Pferd in jedem Augenblick, sofern du bereit bist, diesen mit offenen Augen wahrzunehmen, mit allen Sinnen zu fühlen.
Annehmen was ist. Hineinfühlen. Reinspüren. Atmen.
Dein Pferd wird dir deine Geduld und deine Hingabe, für das, was du gerade jetzt in diesem einen Augenblick tust, sehr danken ;-) Denn das ist es doch, was wir Reiter uns so sehr wünschen: Eins werden mit unserem Partner Pferd. Leichtes Reiten erleben. Dazu darf ich lernen, den Augenblick wahrzunehmen und hinzuschauen.
Ich wünsche euch viel Spaß beim Reinfühlen, geduldig werden und beim Atmen.
Alles Liebe,
Ina
VORSICHT:
Bitte führe diese Haltung wirklich sanft aus. Deine Beine bitte nur dann wirklich strecken, wenn du einen gesunden Rücken hast. Der Druck im unteren Rücken ist mit gestreckten Beinen besonders groß. Beim Rückenproblemen bitte die Beine beugen!
Sei achtsam mit dir. Es ist dein Körper, dein Yoga.